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1. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 334

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
334 Von Jericho geht ein Weg nach Jerusalem hinauf, ungefähr 2 Meilen lang; aber er geht durch so gefährliche Klüfte und Pässe in dem öden Kalkstein, daß er zu den schrecklichsten gehört und stets durch Räuberanfälle berüchtigt war. Man sieht also, daß Christi Gleichniß von dem Mann, der unter die Räuber fiel, als er nach Jerusalem ging, sich an bekannte Naturverhältnisse gehalten hat. Endlich fällt der Jordan in das Todte Meer. Die größte Länge desselben liegt auch in der Richtung des Flusses. Der See ist 11 Meilen lang, und seine größte Breite beträgt 1 Meilen. Er ist eine Salzlake, die bedeutend schwerer ist, als reines Wasser. Man kann deswegen darin nicht untersinken; aber sich in diesem Wasser zu baden ist doch nicht rathsam, da die Schärfe desselben die Haut angreift. Die Oberfläche ist von Bergöl überzogen, wodurch die Beweglichkeit des Wassers noch mehr vermindert wird; die Wellen plätschern daher nicht, wie in leicht beweglichen Gewässern. Keine Pflanze wächst in demselben oder >in seiner Nähe, auch enthält er nicht Thiere wie andere Seen. Bisweilen steigen heiße Rauchwolken daraus hervor, die gefährlich sein können. Auf der östlichen Seite, wohin die herrschenden Winde streichen, wird alles mit einer Salzrinde überzogen, sodaß sogar die Kleider der Wanderer von Salz durchdrungen werden. Die ganze Gegend um ihn ist öde, sodaß er nicht Menschen, Kunstfleiß und Handel heranzieht. Keine größeren Gegensätze kann es geben, als die paradiesische Gegend um den Genezareth und die unfruchtbare Einöde um das Todte Meer. Es ist durch ein Erdbeben gebildet, und die ganze Gegend ist vulkanisch. Ungeachtet der Jordan und einige kleinere Flüsse sich in das Todte Meer er- gießen, ohne daß dieses einen Abfluß hat, wächst es doch nicht; die Verdampfung schafft alles zuströmende Wasser fort. Denn die Lust über dem See ist um soviel wärmer, da dieoberfläche desselben gegen 1000 Fuß unter dem Spiegel des nahen Mittelmeeres liegt. In der Mitte der Westküste des Sees ist die Einsenkung Eng ad di, deren Höhle durch David's Edelmuth gegen Saul berühmt ist. Hier scheinen die Weinberge gewesen zu sein, welche Salomo besingt, und die Burg und der Palmenhain. Es ist eine Oase wie Jericho. 4. Das Land westlich vom Jordan wird zumeist durch einen großen Bergbezirk gebil- det, der als eine Fortsetzung des Libanon betrachtet werden kann und etwa 15 Meilen breit ist. Er erstreckt sich von Dan bis Bxrseba; jenes liegt dem Libanon am nächsten, dieses am südlichen Eingang, wo Abraham und Isaak Brunnen gegraben hatten. Die Juden theilten diesen Bezirk ein in Galiläa, Samaria und Judäa. Das erstere ist ein Bergland mit den herrlichsten Grastriften, zum Theil auch vortrefflich zum Kornbau, namentlich an dem östlichen und dem west- lichen Abhange. Verbindung mit dem Meere hat es durch Akr e, ehemals Akko', einen der besten, vielleicht den besten Hafen an der Küste dieses Landes, welcher auch stets zu den wichtigsten Kriegsunteruehmungen in jener Gegend benutzt ward. Von dort aus steigt man im Thäte des Flusses Kison aufwärts und gelangt nach einer halben Tagereise an die erste Stufe des Hochlandes. Dann windet sich der Weg zu fruchtbaren und waldreichen Thälern hinauf, bis man endlich nach Na- zareth gelangt, das jetzt ein Dorf auf einem öden Kalkfelsen ist. Von da führt der Weg weiter nach Kana, Turón und Liberias oder nördlicher nach Kä- st er na um. Dieser Weg ward besonders dadurch wichtig, daß Galiläa auf ihm nicht bloß seine Zufuhr vom Meere erhielt, sondern daß der berühmteste Kara- vanenweg von Damaskus hierüber führte; dadurch ward Kapernaum eine wichtige Zollstelle. Um vongaliläa nach dem südlich daran grenzenden Sa maria zu gelangen, muß man erst von der Hochebene Jesreel nieder- und dann zu Samaria's Berg- stadt emporsteigen. Das Land ist bergig, hat Hochebenen, wenig fließendes Wasser, aber häufige Regenschauer, gute Brunnen, kein undankbares Erdreich; es trägt Kornarten, ist reich an Früchten, voll von Grastriften, und das Rindvieh giebt

2. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 507

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
507 zwischen allem die zerrissenen Leichen der Tapfern, die den furchtbaren Tod in den Flammen gefunden hatten, und unter ihnen, kaum mehr erkennbar, auch die des jugendlichen Helden Theodor Preußer. Der Tapferen waren viele gewesen; alle, welche in den Schanzen gekämpft, hatten sich unvergänglichen Ruhm erworben. Die Tapfersten belohnte General Bonin durch Beförderung, und unter ihnen fehlten nicht die Befehlshaber der Strandbatterien, Jungmann. der Oberfeuerwerker Clairmont aus Rendsburg, und Preußer. Hatte letzterer auch im Leben nicht mehr unter den schleswig-hol- steinschen Offizieren genannt werden können, so sollte doch der gefallene Held zu ewiger Erinnerung und zu ewigem Vorbilde als Offizier in den Listen der Armee fortgeführt werden. 23. Aus der Geschichte der Landwirthschaft. i. * In dem größten Theil der Geest (d. h. des trockenen oder unbebauten wüsten Landes) und namentlich auf den großen Höfen des östlichen Holstein war der Ackerbau bis in's 17. und noch bis in's 18. Jahrhundert hinein höchst unbedeutend und deckte in vielen Jahren kaum den Bedarf der Bevölkerung. Roggen und Hafer- waren die Hauptfrüchte; ein vier- bis fünsfältiger Ertrag der Aussaat war schon sehr zufriedenstellend; vie Bauern aber mußten häufig aus Noth bald nach der Ernte verkaufen und dann wiederum für das Haus und die Aussaat von den Gutsbesitzern oder von den Müllern Getreide einkaufen und geriethen so in immer- währende Schulden. Bon dem Ackerlande lag ein viel größerer Theil als jetzt zur Weide, die aus den Höfen zur Ochsengräsung, bei den Bauern zur Aufzucht von Rindvieh diente. Die Ochsengräsung ist erst in dem Anfang des 17. Jahrhunderts von der Milch wirthschaft, die die Holländer in's Land brachten, abgelöst und damit zugleich auch zuerst eine schlagmäßige Bewirtschaftung der Felder eingeführt worden. Ein ansehnlicher Nebenerwerb wurde der früheren Zeit durch die großen Wälder geboten, theils durch Verkauf von Holz und Kohlen, theils durch die groß- artig ausgebildete Schweinemast. Die Schweine wurden hier nicht bloß von den Städten des Landes, sondern auch von den Hansastädten und von Mecklenburg auf die Waldmast geschickt. So fanden z. B. im Jahre 1590 in den Rendsburger Holzungen 14,000, in den Segeberger und anstoßenden über 17,000, in denen des Stifts Bordesholm 10,000, in den Reinfelder 8000, in den Ahrensböcker 4000, in den Reinbecker und Trittauer 8000, ja in den zum Schloß Gottorp gehörigen Waldungen 30,000 Schweine ausreichende Mast. Zur Zeit der Feldgemeinschaft, wo das Land den Bauern eines Dorfes ge- meinsam gehörte, lagen große Flächen in beständiger Weide, und hier war die Schafzucht die Hauptnutzung. Mit der Auftheilung der Ländereien hat dieselbe sehr abgenommen. Eine vollständige Reform in der Landwirthschaft erfolgte erst gegen Ende des vorigen Jahrhunderts. Den nächsten äußeren Anlaß dazu gaben die Probsteier. Mit dem Mergeln wurde eingeführt die reine Brache, oder Dreesch, der Kleebau, der Rappsaatbau, und damit erst auch der Anbau von Weizen und Gerste allgemeiner. 2. Ein Denkmal. Der Etatsrath Jochims hatte in den 20er Jahren dieses Jahrhunderts in der Nähe von Schleswig eine Baumschule angelegt, woraus er jährlich 3000 Stämme nach allen Gegenden der Herzogthümer unentgeltlich vertheilen ließ. Als 33*

3. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 518

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
518 Von den Sandhügeln, die sich mitunter von der hohen Geest wie Vorgebirge hereinschieben, überschauen wir in der Tiefe unabsehbare grüne Ebenen. Ueber das ferne Land ist ein bläulicher Schein ausgegossen. In der Nähe wechseln mit dem grünen Grase Strecken von gelber oder rother Farbe, Butterblumen, Klee und Kuckuksblumen. Der Sand hat der fettesten Thonerde Platz gemacht. Jedes Fleckchen ist in Cultur. Nirgends ist ein Gehölz, nur, wo Häuser Schutz vor dem Winde gewähren, zuweilen eine Baumgruppe zu erblicken. Auf den Feldern begegnet das Auge weithin gestreckten Vierecken von Pferde- bohnen. Daneben erhebt sich mannshohes Getreide, Weizen wie Schilf, Gerste wie Weizen, alles so geschlossen, daß kaum ein Sonnenstrahl auf den Boden drin- gen kann; dazwischen das prunkende Hochgelb der Rappsblüte. Wer ließe sich im innern Deutschland von vierspännigen Pflügen träumen, und wer wüßte hier- zu Lande nicht, daß man im Christian-Alberts-Koog den schweren Klei-Boden kaum mit einem Achtgespann bezwingt? Und welch ein Beispiel bieten die Köge, wo, wie in Nordfriesland und Eider- sted, die Mastviehzucht überwiegt. Zahllose Rinder, ein Stück immer größer und feister als das andere, schreiten breitwandelnd dahin und grasen. Diese Köge des schleswigschen Marschlandes gleichen unermeßlichen Kuhställen: die alten Deiche sind die Mauern, die Kanäle am Rande der Fennen können die Tränk- rinnen vorstellen, das Dach ist der blaue Himmel. An der Nordsee ist dem Festlande ein ganzer Archipel von kleinen, meistens von Seefahrern bewohnten Inseln (Gilt, Föhr, Pelworm, Nordstrand, Halligen n. s. w.) vorgelagert, während au der Seite der Ostsee nur zwei größere ihm nahe liegen: Femarn und Alsen; alle entsprechen der Natur der ihnen benachbarten Festlandsgebiete; die westlichen sind flach, baumarm und theilweise Marsch, die östlichen hügelig und baumreich. Die Nahrungsqueuen. Ganz im Verhältniß zu der Lage und Beschaffenheit der beiden Herzog- thümer stehen die Hauptnahrungsquellen und die Beschäftigungsweise des Volkes. Dieselben sind vor allem Ackerbau und Viehzucht, dann Schiffahrt, Fischerei und Seehandel. Von der Landwirthschaft leben unter 1000 Personen etwa 300. In Holstein gab es im Jahre 1862 77,081 Pferde, 290,372stück Rindvieh, 165,344 Schafe, 82,398 Schweine. Wenn man die Bevölkerung auf 554,000 Köpfe rechnet, so kommen auf je 15 Personen zwei Pferde, auf je 5 zwei Stück Rindvieh, auf je 7 zwei Schafe und auf je 13 Personen zwei Schweine. Aus Schleswig gingen allein über Tönning im Jahre 1852 19,500 Ochsen und 13,600 Schafe nach England. Was die Schiffahrt angeht, so umfaßte die gesammte schleswig- holsteinsche Handelsflotte 1865 am Ende des Jahres 2531 Fahrzeuge. Im Jahre 1863 liefen in den holsteinschen Häfen 30,500 Schiffe ein und 28,450 Schiffe aus. Die Industrie ist verhältnißmäßig von bei weitem nicht so großer Bedeutung wie der Handel und beschränkt sich auf wenige Städte, von denen in Holstein Altona (Altenau, Grenzfluß zwischen Hamburg und Altona) mit fast 60,000 Ein- wohnern, Rendsburg mit der im Jahre 1827 gegründeten Karlshütte, einem der betriebsamsten Eisenwerke Norddeuffchlands, Itzehoe mit seinen Zuckerfabriken,

4. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 96

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
96 Die erste Garbe begann ihre Predigt: „Bringet her dem Herrn Ehre und Preis! Danket dem Herrn, denn er ist freundlich, und seine Güte währet ewiglich. Er läszt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute, er läszt regnen über Gerechte und Ungerechte. Aller Augen warten auf ihn, und er giebt ihnen Speise zu seiner Zeit. Jahrtausende sind über die Erde gegangen, und jedes Jahr hat Ernten gesammelt und Speise bereitet. Immer noch deckt der Herr seinen Tisch, und Millionen werden gesättigt. Seine Güte ist alle Morgen neu. Bringet her dem Herrn Ehre und Preis! “ Da stimmte der Chor der Lerchen ein Danklied an. Und eine andere Garbe redete: „An Gottes Segen ist alles gelegen! Der Landmann rührt seine thätige Hand, pflüget den Acker und streuet Körner in seine Furchen. Aber vom Herrn kommt das Gedeihen. Viele kalte Nächte und heisze Sommertage liegen zwischen dem Säen und Ernten. Menschen- hand kann die Regenwolken nicht herbeiführen, noch den Hagel abwehren. Der Herr behütet das Körnlein im Schosze der Erde, behütet die grünende Saat und die reifende Aehre. Fürchtet euch nicht! Er war mit uns. An Gottes Segen ist alles gelegen.“ Nun nahm die dritte Garbe das Wort: „Die mit Thrä- nen säen, werden mit Freuden ernten! Mit schwerem Herzen ging ein Sohn aus, zu säen. Ach, der Vater war ihm gestorben, und daheim weinte die verlassene Mutter; denn die harten Gläubiger hatten die Scheuer geräumt. Ein mitleidiger Nachbar lieh ihm den Samen; aber Thränen flelen mit den Körnern in die Furchen. Nun erntet er zehnfältig, denn der Herr hat seine Ernte gesegnet. Die mit Thränen säen, wer- den mit Freuden ernten ; sie gehen hin und weinen und tra- gen edlen Samen, kommen wieder mit Freuden und bringen ihre Garben.“ Darnach fuhr eine vierte fort zu reden: „Wohlzuthun und mitzutheilen vergesset nicht, denn solche Opfer gefallen Gott wohl. Könnten wir das hineinrufen in die Häuser der Reichen, die ihre Scheuern jetzt füllen! Könnten wir es dem hartherzigen Manne zurufen, der gestern die armen Aehren- leser von seinem Acker trieb! Wen der Herr gesegnet hat, der soll auch seine milde Hand aufthun, dasz er gleiche dem red- lichen Boas, der an der frommen Ruth Barmherzigkeit übte. Wohlzuthun und mitzutheilen vergesset nicht!“ Und die Wachteln riefen laut hinüber in das Dorf, als wollten sie die schlafenden Herzen aufwecken. Und also endete die fünfte Garbe: „Was der Mensch säet, das wird er ernten! Wer kärglich säet, der wird auch kärglich ernten,

5. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 287

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
287 liegende Land, so fährt man gern auf ihrem Rücken bin, und daher bilden sich auf ihnen Wege; doch erlaubt man nicht überall, auf den Deichen zu fahren, weil die Wagen ihnen schaden. Um alle Marschwiesen und Marschäcker sind tiefe Gräben gezogen, um das Wasser aufzunehmen und abzuführen. Im Sommer sind sie zum Theil trocken und voll Vieh, das darin grast. 35. Tie Torfmoore. In früheren Zeiten, als die Ebene noch mit Waldungen bedeckt war, brauchten ihre Bewohner nicht sparsam umzugehen mit dem Breunholze. Wenn es in den Herbsttagen draußen zu stürmen begann und der Wind kalt durch die Heiden fuhr, oder wenn im Winter ein scharfer Frost den Boden hart und dieflüsse fest machte, ließ man sich das nicht groß anfechten. Die Wälder lieferten Holz genug, und wer es brauchte, holte es sich und feuerte die Oefen, daß sie fast barsten. Heutzutage ist das Holz theuer geworden, und ein armer Mann kann es kaum noch kaufen. Da ist es denn ein sonderlicher Segen Gottes, daß man Brennmaterial auch aus der Erde gewinnen kann; und mancber, der das theure Holz nicht bezahlen kann, heizt seinen Ofen mit Torf. Der wird aus den Torfmooren gewonnen und haupt- sächlich aus dem bläulichgrünen Torfmoos. Dieses überzieht auf Sumpfboden große Strecken in dichtem Rasen und verwandelt sie allmählich in Torf, indem auf den vermodernden Moosen immer neue wachsen. Außer zur Torfgewinnung werden die Moore noch auf doppelte Art benutzt: theils brennt man sie zu fruchtbarem Lande, theils arbeitet man sie zu Fehnen um. Das Moorbrennen ist erst in der Mitte des vorigen Jahrhunderts aufgekommen, obwohl man schon früher die düngende Kraft der Asche kannte. Der Vorgang ist folgender. Man theilt die zum Brennen bestimmte Fläche in Parallelogramme von etwa sechzig Schritt Breite und mehreren hundert Schritt Länge durch Gräben von etwa neun Fuß Tiefe und fünf Fuß Breite. Ein solches Parallelogramm wird nun der Länge nach in Entfernungen von etwa sieben Schritt mit Furchen durchzogen, welche einen bis zwei Fuß breit und über zwei Fuß tief sind, und dann längere Zeit dem Austrocknen überlassen. Darauf hackt man den Boden einen bis zwei Fuß tief ein und läßt den Acker so den Winter über liegen. Im Frühlinge wird der grob umgerissene Boden möglichst fein zerschlagen, bis er endlich bei trockenem Wetter zerriebenem Torfe ähnlich ist. Darauf streut man an vielen Stellen glühende Kohlen auf den Boden, so daß bei mäßigem Winde bald der ganze Acker in Flammen steht. Weil jeder erste gute Tag sofort zum Brennen benutzt wird, so stehen dann bald Tausende solcher Mooräcker in Brand und entsenden dicke Rauchwolken, die sich bald vereinigen und die Luft weit und breit mit Moor- rauch füllen. Bei günstigem Wetter wird ein Acker in einem Tage hinlänglich durchge- brannt, und nun säet man sofort Buchweizen in -die heiße Asche. Das Zudecken des Samens überläßt man dem Regen. Man säet auch Hafer und pflanzt Kar- tosieln, aber nur nebenbei; der Hauptbau ist Buchweizen. Dieses Moorbrennen ist also die Ursache des Höhenrauchs, der namentlich bei Nordwestwind in weite Fernen des innern Deutschlands getragen wird, selbst bis Frankfurt, Dresden und Wien. Der Höhenrauch kann die Entstehung der Gewitter verhindern; auch ziehen seine Staub- und Kohlentheilchen die Feuchtig- keit der Luft an sich, wodurch die Regenbildung verhindert und so die Entwickelung der Pflanzen gehemmt wird. Und wenn er auch der Gesundheit nicht nachtheilig sein mag, so bleibt er doch immer eine lästige Erscheinung. 36. Die Lüneburger Heide. Südlich von den Marschländern treten im nordwestlichen Theile Deutschlands hier und da größere oder kleinere Strecken meist sandigen, bisweilen auch moorigen

6. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 263

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
263 siebter deutsche Sitte unter ihnen verbreitet batte, trat der Hochmeister des Ordens Albrecht von Brandenburg zur evangelischen Kirche über und verwandelte aus den Rath Luther's die geistliche Ordensherrschaft in ein weltliches Herzogthum. Ihm folgte sein Sohn in der Regierung, und als dieser ohne männliche Nachkommen starb, fiel Preußen durch Erbschaft an seinen Schwiegersohn Johann Sigismund, Kurfürsten von Brandenburg. Auf diesen folgte sein Sohn Georg Wilhelm als Kurfürst von Brandenburg und Herzog von Preußen. Der war der einzige unter den Hohenzollern, dem es an Herrschcrkraft und Einsicht, wie sie zumal eine schwere Zeit erforderte, gänzlich fehlte. So gerietst das Land durch den dreißigjäbrigen Krieg, der während seiner Regierung wüthete, in die tiefste Zerrüttung. Unsägliches Elend, Verheerung und Zerstörung herrschte überall; in der Hauptstadt Berlin wohnten zuletzt nur noch 300 Bürger, die nichts als das nackte Leben batten. Zum Glück folgte dem schwachen Vater ein ausgezeichneter Sohn? Das war Friedrich Wil- helm, der große Kurfürst, welcher als der eigentliche Gründer der brandenburgischen Macht zu betrachten ist. Er bestieg den Thron im Jahre 1640. Im westphälischen Frieden erwarb er Hinter- pommern und andere Gebiete, wodurch er den Umfang des Staates um ein Dritthcil vergrößerte. Dann kämpfte er ruhmvoll gegen die Polen, ver- theidigte als deutscher Reichsfürst den vaterländischen Boden gegen die Angriffe der eroberungssüchtigen Franzosen und schlug die gefürchteten Schweden, welche in sein Brandenburg eingefallen waren, in der denk- würdigen Schlacht bei F e h r b e l l i n. In dieser Schlacht war das Leben des Kurfürsten in höchster Gefahr. Die feindlichen Kugeln pfiffen dicht um ihn her, denn die Schweden kannten ihn an dem Schimmel, den er ritt. Da sprach sein Stallmeister Fr o b en : „Herr Kurfürst, ich sehe, euer Schinunel ist scheu geworben; gebt ihn mir und besteigt meinen Braunen." Kaum waren die Pferde gewechselt, da sank der treue Diener, von einer Kugel getroffen, todt herab. Der Kur- fürst selber kämpfte mit Heldenkühnheit. Als eine Schwadron ihren Hauptmann verloren hatte, stellte er sich an ihre Spitze und rief: „Muth, Kinder! Ich, euer Fürst, bin jetzt euer Hauptmann und will siegen oder ritterlich mit euch sterben!" . Und er gewann den glorreichsten Sieg. Die Schweden wurden gänzlich geworfen und flohen eilig zum Lande hinaus. Ein Held im Kriege, war Friedrich Wilhelm seinen Unterthanen zu- gleich der beste Landesvater. Auf alle Weise suchte er seinem durch den dreißigjährigen Krieg erschöpften und verwüsteten Lande emporzuhelfen. Er unterstützte die Landwirthschaft und ließ in die entvölkerten und ver- ödeten Gegenden Ansiedler aus Holland und der Schweiz kommen, deren Fleiß den sandigen Boden Brandenburgs in Ackerfeld und Gärten umschus. Für Gewerbe, Fabriken und Handel war er nicht minder thätig; er legte Straßen und Kanäle an, führte die Post ein und stiftete sogar eine Gesell- schaft für den Seehandel nach Afrika. Ein besonderes Verdienst erwarb er

7. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 299

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
299 Quadersandsteingebilde zwischen Letschen und Pirna, welche in reizender Unord- nung umherliegen und eine Menge enger Thäler, Waldhöhen und Schluchten bilden. Vom hohen Winterberg ist sie ganz zu überblicken, indem man die Elbe dicht seitwärts in der Tiefe hat. Steigt man südlich vom Berge nach dem nächsten böhmischen Dorfe hinunter, so kann man auf einem Kahne die angenehmste Fahrt nach Schandau und eine Stunde weiter nach der berühmten Bergfestung König- stein machen. In der Nähe von Pirna sind große Sandsteinbrüche, von denen besonders der im Liebethaler Grnnde sich auszeichnet. Da werden ans großen, mit unendlicher Mühe abgelösten Felsenstücken Fenster- und Thürbekleidungen, Wassertröge, Schleif- und Mühlsteine rc. behauen und dann weit und breit ver- schickt. Unterhalb Pirna endet die Gebirgswelt, und es beginnt wellenförmige Thalung; links ist die große Flur von Dörfern und Aeckern von unmuthigen Hügetgruppen verschönert, und rechts eine Kette von Weinhügeln und hübschen Landgütern. Darin prangt die Hauptstadt Sachsens, Dresden. Bei Meißen zwängt sich die Elbe zum dritten Male durch Granitberge hindurch, um endlich in die norddeutsche Tiefebene zu gelangen. Zwischen Riesa und Mühlberg tritt sie als ein breiter und schiffbarer Strom in die preußische Provinz Sachsen. Bis gegen Torgau hin wird sie nun von niedrigen Höhenzügen begleitet, strömt dann aber zwischen flachen Ufern dahin, an denen sich nur noch hier und da eine Er- hebung des Bodens zeigt. Wo ihre Ufer nicht durch Dämme begrenzt sind, da ergießt sie im Herbst und Frühjahr häufig ihre gelben Fluten über die weiten Fluren. Oft durchbricht sie gewaltsam die Dämme; dann verschütten die Wasser des Flusses ganze Strecken des früheren Schiffahrts-Bettes, aber sie graben den Fahrzeugen nicht selten neue und bessere Kanäle. In wenig Tagen zerstören sie oft die Arbeit von Jahrzehnten; hier reißen sie fruchtbare Uferstrecken fort, aber sie füllen anderwärts auch Sümpfe und andere unfruchtbare Strecken mit frucht- barem Boden aus. Nach der Aufnahme der schwarzen Elster von der rechten Seite strömt sie bei Wittenberg vorbei, vereinigt ferner mit sich bei Dessau die Mulde und weiter abwärts die Saale, die ihr auf der linken Seite zufließen, berührt die durch ihre Salzwerke berühmte Stadt Schönebeck und gelangt endlich nach der starken Festung Magdeburg. Von hier beginnt der untere Lauf der Elbe. Auf dem linken Ufer finden sich hier und da große Torflager, noch mehr aber fruchtbares Ackerland, das an Stelle der jetzt meist verschwundenen Laubwälder getreten ist. Ebenso sind aucb die Nadelwälder des rechten Ufers meist verschwunden, wo der Boden meist san- dig und stellenweise durch moorige Gründe und einzelne Strecken guten Landes unterbrochen wird. Herrliche Weiden breiten sich an den Ufern, besonders an dem linken, aus, zuweilen sogar auf und an den Dämmen. Hier gedeiht vortrefflich großes und kräftiges Vieh, wie es für die schwere Ackerarbeit gefordert wird. Auf dem linken Ufer sind üppige Weizen-, Raps- und Runkelrübenfelder angelegt worden. Sauer ist zwar die Arbeit bei ihrer Bestellung, denn in dem schweren Boden muß oft der Pflug von 4 Pferden gezogen werden; aber der Ertrag ist sehr reichlich. Besonders berühmt ist die Magdeburger Börde. Zur Zeit der Ernte begeben sich hierher viele der armen Bewohner des Eichsfeldes, um sich hier ihr tägliches Brot zu verdienen. Das ganze Uferland hinab von der Magdeburger- Gegend bis über Lüneburg war in uralter Zeit der Sitz der Longobarden, durch lüneburgfche Heiden von den Cheruskern getrennt, und heißt noch jetzt Lange Börde (Bord heißt Rand, Ufer). Unterhalb gegen Hamburg liegt der Billenwerder und die Vierlande, fette, von Armen der Elbe und dem Nebenflüßchen Bille umfaßte Marschländer. Weiter hinab gegen die Mündung breiten sich an der rechten Seite die Wilster Marsch an der Stör und Ditmarsen zwischen Elbmündung und Eider aus, links das Alteland an der Este, Kehding an der Oste und dasland Hadeln. Der Hauptnebenfluß der Unterelbe ist die Havel, mit der sie auch durch den von Friedrich dem Großen angelegten Plauenschen Kanal in Verbindung steht.

8. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 303

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
303 seelünder. Holstein allein hat über hundert Seen, Mecklenburg 46 l. Sie ziehen sich besonders auf dem breiten Landrücken durch ganz Pommern hin fort und er- reichen in den großen preußischenseen ihre bedeutendste Ausdehnung. Daher kommt auch die außerordentliche Fülle von Bezeichnungen, welche die slavischen Vorfahren für Wasser, Fluß, Sumpf u. s. w. hatten, und die sich noch in zahl- reichen Ortsnamen geltend macht. Da finden wir Müritz von morra, Meer; Userin von osero, See; Rega, Recknitz, Ryck:c. von reüa, Fluß; Stavenhagen von staw, Teich; die Endung „brode" bedeutet Fähre, Jesar Teich, Loitz und Luckow Sumpf, Peene Fluß, Pinnow See, Wustrow und Ostrow Insel, die Endung „berg", eigentlich breg, in Kolberg, Ufer. In der Bodenbeschaffenheit der Ostseeländer zeigt sich ein auffallender Gegen- satz zu den Ländern der Nordsee. Sie kennen weder Marschen noch Heide,,denn nur wo Ebbe und Flut ihr freies Spiel haben, ist die Marschbildung möglich. Die Ostseeländer kennen nur Sand- und Geestland. Auf dem Rücken des flachen Höhen- zuges beginnt ihr Sandgebiet, das sich oft in bedeutender Breite nach Süden er- streckt und einen großen Theil der Uckermark, der Neumark und Pommerns erfüllt. Das Küstenland aber bildet das leichte, fruchtbare Geestland. — Kein Fels ragt aus dem Boden der Ostseeländer empor. Alles ist das Werk der Meeresfluten und ihrer Anschwemmungen. Nur an den äußersten Grenzen im Norden schauen Trümmer der Vorzeit in das Meer hinaus. Dieses einzige ältere Gebilde des deutschen Nordens ist die Kreide. Nirgends tritt diese Kreide so schön hervor als auf Rügen, dieser vielfach zerschnittenen Insel. 47. Das Königreich Preutzen. Preußen liegt fast in der Mittte Europas und umfaßt den weitaus größten Theil Norddeutschlands. Es ist 6400 Quadratmeilen groß und hat fast 24 Millionen Einwohner. Von dom äußersten östlichen Ende an der russischen Grenze bis zum äußersten westlichen an der holländischen und belgischen Grenze dehnt es sich etwa 180 Meilen weit aus. Obwohl es an Flächeninhalt und Einwohnerzahl die sechste Stelle unter den Staaten Europas einnimmt, ist es doch eine der ersten Großmächte. Preußen ist erst in neuerer Zeit zu dieser Größe gelangt. Vor hundert Jahren war es ein 3500 Quadratmeilen großes Land mit reichlich 5 Millionen Einwohnern, und im Jahre 1440 betrug die Größe desselben nur 535 Quadratmeilen. Der größte Theil der preußischen Monarchie liegt in der norddeutschen Tief- ebene. Der Süden ist gebirgig. Dort sind das Riesengebirge mit der 5000 Fuß hohen Schneekoppe, dem höchsten Berge Preußens, der Harz, ein Theil des Thü- ringertpaldes, die Rhön, der Spessart und das mittelrheinische Bergland. Etwa ein Sechstel des ganzen Landes ist gebirgig. Was das Bergland schmückt, nämlich die in die Wolken ragenden Höhen, die unmuthigen Hügel und die reichen von Bächen und Flüssen durchrauschten Thäler, die welligen Getreidefelder und vor allem die frische Bergluft, das fehlt im Tieflande meistentheils; selbst die Flüffe schleichen in letzterem geräuschlos zwischen ihren Ufern hin. Doch finden sich auch im Tieflande stellenweise große Waldungen, und an den Mündungen der Flüsse wie an den Nordseeküsten ist fetter Marschboden mit reichen Triften und Ge- treidefeldern. Fast überall in Preußen ist die Luft milde; nur in den höheren Gebirgs-* gegenden ist es wohl acht Monate imjahre winterlich und sind selbst im Sommer die Nächte oft empfindlich kalt. Der Frühling verschwindet hier fast aus der Reihe der Jahreszeiten, und der lufthelle Herbst ist sehr kurz. Dagegen haben die nie- drigeren Berggegenden und das Tiefland einen längeren Frühling und eine schöne Herbstzeit. Sämmtliche Hauptflüsse Preußens ergießen sich in die Nord- und die Ostsee. Da der Boden, den sie durchfließen, sich nach Norden senkt, haben sie eine nördliche

9. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 304

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
304 Ricktung. Die Hauptflüsse nehmen eine Menge von Nebenflüssen auf, welche theils auf den Gebirgen und Höhenzügen entspringen, theils aus den Mooren der Ebene kommen. Sie erhöhen die Fruchtbarkeit des Bodens und vermitteln den Verkehr, da mehrere derselben schiffbar sind. So wasserreich wie vor Jahrhun- derten sind die Flüsse Preußens nicht mehr, was seinen Grund in der Abnahme der Waldungen und der Entwässerung der Moore hat. Zur Förderung der Schiff- fahrt sind Kanäle hergestellt, die zum Theil durch schiffbare Nebenflüsse die größern Ströme mit einander verbinden. Landseen finden sich in großer Menge in den Küstengegenden der Ostsee. Die meisten Einwohner Preußens (fast %) leben auf dem Lande in Dörfern und treiben Ackerbau und Viehzucht. Ein Land, das sieben W hatte, nämlich: Wasser, Wiese, Weide, Wolle, Weizen, Wald und Wein, wurde von den alten Deutschen als ein glückliches gepriesen. Unser Preußen hat nicht bloß diese sieben W — hier mehr von dem einen, dort mehr von dem andern —, sondern auch noch viele andere Erzeugnisse des Bodens und der See auszuweisen, die so reichlich vorkommen, daß sie als Handelsartikel ausgeführt werden. In den tiefen Bergthälern, an den Flußufern und in den Marschen sind die Ernten, wenn Gott Regen und fruchtbare Zeiten giebt, so reichlich, daß ein großer Theil verkauft werden kaun. Man baut Weizen auf fettem Boden, Roggen als Hauptfrucht und nächst ihm Gerste auf mittelgutem Boden, Hafer und Buchweizen besonders in den Saudflächen, Kartoffeln, Hülseufrüchte und Gemüse fast überall, Flachs besonders in Schlesien, Sachsen, Hannover, Westfalen, Pommern und Preußen. Der Obstbau wird überall gepflegt, besonders aber am Rhein, in Sachsen und Schlesien. In diesen Gegenden wird auch Wein gebaut. Die trefflichen Weiden an den Berghängcn und den Flüssen laden zur Vieh- zucht ein. Besondere Sorgfalt wird auf die Pferde-, Rind- und Schafzucht ver- wendet. In Holstein, Hannover und Ostpreußen zieht man die besten Pferde; das Hornvieh der Marschgegenden ist berühmt; Ziegen werden besonders in den Berggegeuden gehalten; die Bienenzucht wird auf den Heiden stark betrieben. Auf den Gebirgen zumal, aber auch in den Ebenen giebt es herrliche Wal- dungen, die sorgfältig gepflegt werden. Tannen wachsen auf deu höheren Theilen der Gebirge, Eichen und Buchen an den Abhängen derselben, wie in den Ebenen auf besserem Boden, während die Fichte auf dem Sandboden am meisten angepflanzt wird. Auf Bruchboden gedeihen noch die Erle und die Birke. In den Flüssen und Seen giebt es viele Fische. An den Meeresküsten und auf den Küsteniuseln leben viele Familien vom Fisch-, Seehunds- und Austern- sang. Die Wälder bergen noch Hirsche, Rehe, wilde Schweine und anderes Wild. Die Gebirge sind reich an Metallen und Steinkohlen. Auch an Salz- und Heilquellen fehlt es nicht. Die Mehrzahl der Bewohner Preußens sind deutscher Abstammung. Im Norden ist die plattdeutsche Sprache vorherrschend, im Süden wird hochdeutsch gesprochen. In Schlesien und Posen wohnen noch Slaven mit eigner Sprache und manchen besondern Sitten und Gebräuchen. Hinsichtlich des religiösen Be- kenntnisses gehören 16 Millionen Preußen der evangelischen, theils derlutherischen, theils der reformierten Kirche an; die übrigen 8 Millionen bekennen sich zur römisch- katholischen Kirche. Das ganze Königreich zerfällt in elf Provinzen. Die Provinz Brandenburg liegt in der Mitte des Landes, und aus ihr ist der große preußische Staat allmählich hervorgewachsen. Hier liegt auch die Haupt- und Residenzstadt Berlin, die unter allen deutschen Städten die größte ist. Potsdam liegt in einer lieblichen Gegend; hier haben die Könige Preußens sich Lustschlösser erbaut, die sie im Sommer bewohnen. Das berühmteste derselben ist Sanssouci (d. h. Sorgenfrei). Die beiden Festungen Küstrin und Spandau dienen zur Beschützung der Hauptstadt. Frankfurt an der Oder ist wegen seiner Messen berühmt. Brandenburg hat der ganzen Provinz den Namen gegeben. Die Provinz Brandenburg ist ein fast ebenes, großentheils aus sandigem

10. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 309

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
309 großartigen Industrie. Fast in jedem Hause der Stadt und der Umgegend wird geschnitzt und gedreht, gekleistert, gepappt, gemalt, gestrichen, genäht und ge- zeichnet. Ganze Wälder werden ausgerottet und in Spielsachen verwandelt. — Kinderkegel, Schaukelchen, Sandwindmühlen, Gärtchen, Bäumchen, Herden, Sol- daten, Wiegpferde, Leder- und Holzpuppen gehen aus dem sonnig-freundlich liegenden Städtchen in andere Erdtheile. In Limbach malt man Tassen mit Bildern. Ruhla mit seiner weltberühmten Schmiede und seinen merkwürdigen Bewohnern ist ein Klein-Manchester ; aus allerlei Meerschaumabfällen werden neue Pfeifchen geformt, die sogleich ihre Beschläge bekommen. Vor der Zeit der Eisenbahnen gingen alle Wochen zwei Wagen Waaren von hier allein nach Hamburg. Malerisch ist die Tracht der Gebirgsbewohner; eigenthümlich der weite, bunte Frauenmantel, die kunstvoll geknüpften seidenen Kopftücher, das schalkische Wesen. Auf dem Ruhlaer Schießen oder einem Jahrmärkte dort findet man alles beisammen, Tracht und Sprache, Lust und Sang des lebendigen thüringer Gebirgsvolkes. — Die Thüringer sprechen eine eigenthümliche Mundart; ihre Stimme fällt und steigt öfters und bekommt eine gewisse Melodie. Man ist gern fröhlich, lebt aber dabei oft freigebiger, kostbarer und sorgloser, als man eigentlich sollte. Doch herrscht in keinem Bezirke des Gebirges solche Noth, als etwa im Erzgebirge und in Schlesien. Höre nur ihre lustigen Weisen, sieh' die grünen und blauen Blousen, die breiten Filze, dort die Mädchen, die ihr seidenes Kopftuch auf der Seite binden und die beiden Enden so leicht und nachlässig herabflattern lassen. Man antwortet allgemein kurz, doch ist das nicht bös gemeint. Das Klima ist nicht rauh; gehen doch auch die höchsten Bergspitzen kaum über 3000 Fuß. Die schönste, aber nicht höchste Kuppel, die des Jnselberges, ist 2750 Fuß hoch. Darum gedeihen alle Getreidearten, selbst Obst hinreichend. Hopfen und Weizen ist nur stellenweise gepflanzt. Wichtig aber ist der Kräuter- ban. Der einst so hochwichtige Waid, für welchen man jetzt mit Indigo färbt, kommt noch oft wild vor. Die Kartoffel gedeiht hier vortrefflich. Der Forscher findet gar manche seltene Pflanze da droben. — Des herrlichen Gebirges schönste Zier- den sind die mächtigen Buchenhallen, unter welchen fröhliche Herden das Waldgras suchen. Die Herdenglocken, welche in harmonischer Stimmung vom Hirten zu- sammengekauft werden, klingen wie geheimnißvolle Waldmusik aus der Ferne an unser Ohr, während näher die Kirchenglöcklein der Dörfer dreinklingen. Und in dem gesunden Klima gedeihen auch die Menschen zu einem recht kräftigen Schlage. 49. Das Erzgebirge. Das Erzgebirge umfaßt den größten und volkreichsten Theil des Königreichs Sachsen und ist der Sitz des sächsischen Bergbaues, des Klöppelwesens, zum Theil auch der Baum- und Schafwollenweberei und der Holzwaarenarbeiten. Während man oben klöppelt, spinnt, webt, wird in und unter der Erde geklettert, gehämmert, gekarrt. Vom Meißner und Leipziger Kreise steigt das Land allmählich an, erhebt sich wellenförmig in stetem Wechsel von Berg und Thal bis zu den höchsten Punkten an der böhmstchcn Grenze. Es ist reich an Naturschönheiten aller Art, aber auch an Gegenden, wo nur düstere Wälder und kahle Bergrücken dem Auge sich darstellen, wo kein Singvogel nistet und nur selten eine Biene summt, wo keine Rebe prangt, wo selten Korn gedeiht, und wo gewiß viele sterben, die nie eine Pfirsich oder Weintraube gesehen, geschweige denn gekostet haben. Ungeheure Walduugen bedecken besonders die höheren Gegenden und versorgen einen großen Theil des Leipziger und Meißner Kreises mit Holz. Auch an Torf und Steinkohlen ist kein Mangel. Die wellen- förmige Gestalt und die felsige Beschaffenheit des Bodens erschweren Feld- und Gartenbau; das rauhe Klima vereitelt in den höchsten Gegenden nicht selten alle An- strengungen des Landmanns. Der beste Segen der Felder sind Hafer, Lein und
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